Stolpersteine der Netzwerkarbeit
Der Aufbau, vor allem aber der dauerhafte und erfolgreiche Betrieb eines Demenznetzwerks birgt so manche Herausforderung. Mangelnde Ressourcen, fehlendes Vertrauen und räumliche Distanz sind Faktoren, die bei der Netzwerkarbeit häufig als Hürden wahrgenommen werden. Manchmal kann auch ein Faktor oder das Zusammenspiel mehrerer Faktoren die komplette Netzwerkarbeit zum Erliegen bringen.
Ressourcen: fachlich, zeitlich, finanziell
Der Aufbau und Betrieb eines Demenznetzwerks erfordert finanzielle, zeitliche und fachliche Ressourcen. Das gilt sowohl für Unternehmen, als auch für jeden einzelnen Mitarbeiter, der im Netzwerk ehren- oder hauptamtlich aktiv ist. Zum einen werden Anforderungen an die fachliche Qualifikation der Netzwerkmitglieder gestellt. Somit stellt Wissen eine notwendige Ressource für die Netzwerkarbeit dar. Da es in der Regel jedoch nicht ausreichend oder lediglich lückenhaft vorhanden ist, muss es zunächst erworben werden. Zum anderen erfordert die Netzwerkarbeit zeitliche Ressourcen. Fehlen sie, kann das den Aufbau oder Betrieb des Netzwerks behindern bzw. hemmen.
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Das Fehlen von zeitlichen und fachlichen Ressourcen geht in den meisten Fällen mit zu geringen finanziellen Ressourcen einher. Häufig arbeiten die Mitglieder ehrenamtlich in einem Demenznetzwerk. Durch die nicht vorhandene Bezahlung der Netzwerkarbeit kann meist auch nicht ausreichend Zeit zur Entwicklung und Durchführung von Wissensmanagementprozessen aufgewendet werden.
Im Hinblick auf den Aufbau fachlicher Ressourcen, kann der Wissenspool demenznetzwerke.de hilfreich sein, da er aufbereitete und praxisgerechte Informationen zu den unterschiedlichen Bereichen der Netzwerkarbeit zugänglich macht.
Fehlende zeitliche Ressourcen können durch finanzielle Ressourcen aufgebaut werden. Denn eine solide Finanzierungsbasis ist die Voraussetzung dafür, hauptamtliche Mitarbeiter zu beschäftigen. Zudem kann ein effektives Haushalten mit begrenzter Zeit, sprich ein gutes Zeitmanagement, dabei helfen das Netzwerk voran zu treiben.
Konkurrenz
Eine Grundvoraussetzung für gelingende Netzwerkarbeit ist Vertrauen. Allerdings stehen die einzelnen Netzwerkakteure häufig in Konkurrenz zueinander, weil sie beispielsweise ähnliche Angebote für Menschen mit Demenz haben. Vor allem in städtischen Gebieten bieten mehrere Netzwerkmitglieder teilweise ähnliche Versorgungsdienstleistungen an. Und so kann es vorkommen, dass mehrere ambulante Pflegedienste im selben Netzwerk aktiv sind. Diese Situation kann Konkurrenz und Misstrauen unter den Netzwerkmitgliedern schüren, wodurch eine kooperative Zusammenarbeit gefährdet oder auch unmöglich werden kann.
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Vorhandene Konkurrenzfaktoren können positiv genutzt werden, indem eine Kooperation mit konkurrierenden Netzwerkmitgliedern angeregt wird. Hierfür werden gemeinsam Kooperationsziele und Maßnahmen entwickelt, um die festgelegten Netzwerkziele zu erreichen. Potentiell kritische Inhalts- oder Versorgungsbereiche werden dabei ausgeblendet. Durch diese Vorgehensweise wird der Wissensaustausch innerhalb des Demenznetzwerks gefördert, da sich für die Akteure – trotz gewisser Konkurrenzfaktoren – durch den Fokus auf gemeinsame Interessen insgesamt eine Win-Win-Situation ergibt: Die festgelegten Netzwerkziele können effektiver erreicht werden. Außerdem kann eine solche Kooperation auch dazu führen, in anderen Bereichen zusammen zu arbeiten.
„Die Netzwerkmitglieder sind alle Wettbewerber auf der Seite der Leistungserbringer bzw. Anbieter. Deswegen suchen wir Bereiche, in denen wir kooperieren können. Das sind zum Beispiel gemeinsame Fachveranstaltungen, bei denen jeder sein Know-how oder seine Ressourcen bereitstellen, einbringen und sich so präsentieren kann. Davon profitieren alle.“ (Akteur im Demenznetzwerk)
Maßnahmen, um Konkurrenz zu überwinden (wie eine Fokussierung auf klar definierte Arbeitsbereiche), sind als Teil des Harvard-Konzepts beschrieben.
Ein weiterer wichtiger Faktor, um Vertrauen innerhalb des Demenznetzwerks zu festigen, ist die Bestimmung eines trägerneutralen Netzwerkkoordinators. Er kann die Sorge von Akteuren verringern, dass potentielle Konkurrenten taktische Züge zur eigenen Vorteilsgewinnung nutzen. Insofern kann ein Netzwerkkoordinator ein Mediator zwischen den verschiedenen Mitgliedern ein.
„Wir haben damit [mit Konkurrenz] eigentlich nicht so große Probleme, weil wir uns strikt trägerneutral verhalten. Und die Vereinsmitglieder sind da gut informiert über das was passiert.[…] Durch diese Transparenz, die Vernetzung und die einvernehmliche Zielrichtung – auch durch Projekte und Konzepte – haben wir wenig Probleme mit Konkurrenz.“ (Akteur im Demenznetzwerk)
Raum & Standort: Land vs. Stadt
Eine weitere Herausforderung in der Netzwerkarbeit kann der Standort darstellen. Denn in ländlichen Regionen sind die Netzwerkakteure teilweise räumlich sehr verstreut, was sich negativ auf die Kommunikation und das Wissensmanagement auswirken kann. Der regelmäßige Informationsaustausch oder auch die Bildung von Arbeitsgruppen ist durch die räumliche Distanz erheblich erschwert.
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Um die räumliche Distanz zu überwinden, können so genannte ‚virtuelle Teams‘ gegründet werden. Dabei handelt es sich um Arbeitsgruppen, die die Möglichkeiten moderner Medien nutzen. Besprechungen können so beispielsweise via Telefon- oder Videokonferenz stattfinden. Diese Form des Wissensaustauschs ist flexibel einsetzbar. Arbeitsgruppen können so auch kurzfristig einberufen und Themen bearbeitet werden. Eine Orientierung für den Aufbau und den Einsatz eines virtuellen Teams bietet das VIST-Modell.
Grundsätzlich bietet sich beim Netzwerkaufbau – neben der Erstellung einer Wissenslandkarte – eine Standortanalyse an, die einen Überblick über die Versorgungslandschaft gibt.