Gemeinsam gehen,
Stärken sehen

Case-Management

Akteure von Demenznetzwerken sind für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit auf die Kooperation und Mitarbeit von externen Stakeholdern angewiesen. So sind beispielsweise Fach- und Hausärzte wichtige Türöffner, um Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen auf ein Demenznetzwerk und seine Angebote aufmerksam zu machen: Meist lassen sich pflegende Angehörige und Menschen mit Demenz in ihrer Häuslichkeit nur schwer erreichen. Dabei ist die zeitliche Überlastung der pflegenden Angehörigen häufig der Grund, weshalb keine Hilfeleistungen in Anspruch genommen werden. Es fehlt schlicht die Zeit, sich um derartige Angebote zu kümmern.

„Das dauert immer sehr, sehr lang, bis Angehörige dann auch aus sich heraus gehen, den Kontakt zu anderen suchen. […]Also die Leute erreicht das Selbsthilfeangebot leider, leider immer erst sehr spät. Aber das liegt nicht an dem Mangel an Angeboten, sondern es liegt wirklich daran, dass diese Menschen, wenn sie einen demenzerkrankten Menschen zu Hause pflegen, am Anfang immer selbst viel und dann immer mehr übernehmen und immer mehr, immer mehr. Und aus diesem Kreis gar nicht mehr rauskommen.“ (Akteur eines Demenznetzwerks)

Case-Manager (Fallmanager) können diesen Teufelskreis durchbrechen, indem Sie möglichst frühzeitig Kontakt mit den Betroffenen zu Hause aufnehmen und sie über mögliche Entlastungs- und Versorgungsangebote informieren. Der Vorteil dieser Kontaktanbahnung liegt darin, dass die Angehörigen ihr Umfeld nicht verlassen müssen, um informiert zu werden. Gleichzeitig stellt Demenz auch heute noch teilweise ein Tabu im gesellschaftlichen Umfeld dar, wodurch pflegende Angehörige häufig erst sehr spät aktiv nach Außen treten. Insofern besitzen (in der Regel) Hausärzte eine wichtige Schlüsselfunktion, wenn es darum geht, Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen in ein Demenznetzwerk zu integrieren. Ärzte wiederum sind für ein Netzwerk schwer als Kooperationspartner zu gewinnen, weil sie:

  • häufig sehr geringe zeitliche Ressourcen haben, um sich neben ihren Kerntätigkeiten noch anderen Prozessen zu widmen.
  • strukturierte und formalisierte Arbeitsstrukturen gewohnt sind, die in manchen Demenznetzwerken teilweise nicht in ausreichendem Umfang vorhanden sind.
  • von der generellen Sinnhaftigkeit einer Netzwerk-Kooperation überzeugt werden müssen.

In Demenznetzwerken, in denen externe Ärzte als Kooperationspartner gewonnen werden konnten, war ein Case-Management meist der Schlüssel zum Erfolg. Case-Manager fungieren dabei als Bindeglied zwischen zwei Parteien und sind Vermittler von Informationen und Positionen. Vor allem zwischen Akteuren und Stakeholdern sowie Akteuren und Nutzern haben sie sich bewährt.

Voraussetzungen für die Integration von Ärzten

  • Vohandensein eines adäquat ausgebildeten Case-Managers.
  • Vorhandensein von klaren Kommunikationsregeln und Netzwerkstrukturen, für die Etablierung eines systematischen und strukturierten Kooperationsprozesses mit dem Arzt.
  • Es sollten klare Argumente, warum die Kooperation mit einem Demenznetzwerk auch für den jeweiligen Arzt von Vorteil ist, vorgebracht werden.
  • Falls möglich sollte vorab schon ein Arzt gewonnen werden, der den Initialkontakt zwischen Case-Manager und externem Arzt herstellen kann. So können eventuell bestehende Vorurteile zwischen beiden Gruppen beseitigt werden.

Neben dem Einbinden von Ärzten in das Netzwerk, kann ein Case-Management auch bei der Integration anderer relevanter Stakeholder hilfreich sein.

Case-Management bei Menschen mit Demenz mit Migrationshintergrund

Besonders schwierig zu erreichen sind Menschen mit Demenz und deren pflegende Angehörige, wenn sie einen Migrationshintergrund haben. Das liegt vor allem daran, dass die Pflege von Alten und Kranken in den Herkunftsländern dieser Menschen stärker als Privatangelegenheit gesehen wird, als es in Deutschland der Fall ist. Hilfe von außen wird daher meist weder aktiv gesucht, noch passiv gewünscht, obwohl die pflegenden Angehörigen häufig von der Pflege zu Hause überlastet sind. Eine Inanspruchnahme von Leistungen bleibt außerdem oft aus, da viele Angebote von ihrer Struktur her als nicht kultursensibel genug angesehen werden.4

Um diesem Problem entgegen zu wirken, haben einige Demenznetzwerke kultursensible Case-Manager ausgebildet, die den gleichen kulturellen Hintergund haben, wie die Zielgruppe:

„Dann haben wir eine Maßnahme durchgeführt, mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung, zum Thema Demenz und haben einen Kursus angeboten, für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, sich als Demenzbegleiterin ausbilden zu lassen. Der Kurs ist sehr gut gelaufen […].“ (Akteur im Demenznetzwerk)


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